Generelles zu den Zinken

Gerade Zinken1980 habe ich meine erste Marienvesper gespielt. Seitdem ist der Zink mein Hauptinstrument. Für den Bau von Zinken ist meine Spielerfahrung unerlässlich - von allen gebauten Modellen habe ich als Referenz eine Kopie des Museumsinstrumentes in meiner Werkstatt. Vergleichende Impedanzmessungen an den Originalen und meinen Kopien zeigen quasi identische musikalische Eigenschaften (vgl. Messungen von Günther Ziegenhals: Zwota Originale und Kopien Gerader Zinken "Freiberg" und Stille Zinken "Leipzig")

Probleme bei 1:1-Kopien

Bei der Benutzung von 1:1-Kopien können verschiedene Hindernisse oder Probleme auftreten, die von mir korrigiert werden:

1. Inhomogene Schrumpfung des Holzes

Originale Blasinstrument erscheinen im mundwärtigen Teil der Bohrung oft zu eng. Dies ist der Teil des Instrumentes, bei dem die Wandstärke in der Regel dicker ist und der durch das Spiel am meisten beansprucht ist. Ich erlaube mir Korrekturen hier vor allem in Hinblick auf die Unerlässlichkeit sauberer Oktaven.

2. Diversität der originale Stimmtöne

Für den praktischen Musiker baue ich die Instrumente in den Stimmtönen a'= 480, 465, 460, 440, 415 Hz. Wenn möglich nehme ich ein Original, bei dem nur ein kleiner Abstand zwischen ursprünglichem und gewünschten Stimmton ist, die maximale Abweicheng beträgt einen halben Ton.

3. Skalen

Bei vielen Originalen des 16. und 17. Jahrhunderts sind die Töne 1200000 und 1234500 für den modernen Spieler zu tief. Dies kann ausgeglichen werden, ohne das Design des Instrumentes grundsätzlich zu verändern.

4. Materialwahl

Originale Stille und Gerade Zinken sind in der Regel aus Ahorn und Buchsbaum. Ahornholz kann ersetzt werden durch kompaktere Hölzer wie Pflaume oder Mandel. Buchsbaumholz, das in den Dimensionen, in denen man es für stille Zinken braucht, schwer erhältlich und teuer ist, kann ersetzt werden durch Mehlbeere, Speierling oder Pflaume.

Detailliertere Informationen zu den Geraden Zinken finden Sie in Kürze in einem Artikel von Fritz Heller im Michaelsteiner Konferenzberichte 2009, die Publikation ist in Vorbereitung.

Berlin 662

Das Instrument stammt aus dem Instrumentarium des Naumburger Stadtmusikers Unger und wird von Berliner Museum auf den Beginn des 17. Jahrhunderts datiert. Jamie Savan argumentiert schlüssig, dass dies ein spätes Instrument einer langen deutschen Bautradition sein könnte und somit in die Blütezeit des Zinkspiels in Deutschland zu Beginn des 16. Jahrhunderts zurückführt mit Spielern wie zum Beispiel Augustein Schubinger.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Ahorn, Obstholz
- Buchsbaum

Freiberg

Konzeptionell verwandt mit diesem Instrument ist das Instrument Freiberg Nr. 17. Die beiden baugleichen geraden Zinken gehören zum Engelskonzert in der Begräbniskapelle des Freiberger Domes und sind 1593 gebaut. Das Instrument spielt einen Ton höher als ein gewöhnlicher Zink (Sekundzink) und mühelos über zwei Oktaven. Klanglich ist er damit für ein Bläserensemble prädestiniert.

Das Original hat eine Skala, in der der erste überblasene Ton die Oktav ist, der Raum dazwischen wird mit Fingersätzen wie bei Traversflöte, Schalmei o.ä. aufgefüllt. Ich baue das Instrument auch mit Standard-Fingersätzen, wie auf schwarzen, krummen Zinken üblich.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Ahorn, Obstholz
- Buchsbaum

Nürnberg MI 121

Das Instrument war wahrscheinlich ein stiller Zink und kommt aus der Werkstatt Bassano. Es wurde vermutlich im 17. Jahrhundert abgesägt und mit einem Trompetenknauf, der aus dem 17.Jahrhundert stammt (laut Markus Raquet) als Mundstückflanschverstärkung ausgestattet. Das Original spielt in a'= 480 Hz und hat ein dem oben beschriebenen Freiberger Instrument vergleichbares Griffsystem.

Wahlweise baue ich das Instrument mit Standard-Griffen.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Pflaume, Mandel, Trompetenknauf
- Buchsbaum

Honthorst

Bis auf letztgenanntes Instrument, das nicht ursprünglich als gerader Zink konzipiert war, haben wir in den Museen keinen typischen geraden Zink aus dem 17. Jahrhundert. Auf dem Gemälde "Ein alter Sänger" von Gerrit Honthorst (Schwerin, Staatliches Museum) sieht man im Vordergrund deutlich einen Geraden Zinken liegen. Die äußere Form des Instrumentes und die Tatsache, dass wir hier einen Verweis aus dem 17. Jahrhundert auf einen Geraden Zinken haben, hat mich derart fasziniert, dass ich mich entschlossen habe, ein derartiges Instrument zu rekonstruieren. Als akkustische Basis habe ich o.g. Nürnberger Instrument genommen, das ja offensichtlich im 17. Jahrhundert gebraucht wurde.

Ein flexibles Instrument mit Spieleigenschaften ähnlich denen eines italienischen Zinken.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Pflaume, Speierling

Nürnberg MIR 33

Ein elegantes Instrument aus dem süddeutschen Raum, das im inneren Bau und der äußeren barocken Form die Fortentwicklung des Zinken im 18. Jahrhundert dokumentiert. Das adäquate Instrument für die Musik von Bach, Reiche und Gluck.

in a'= 465, 460 Hz
- Buchsbaum, Büffelhorn

Hoe 1765

Das Instrument ist gröber gebaut als das vorige. Das Holz in der Bohrung ist stark mazeriert, die Fingerlöcher zeigen deutliche Gebrauchsspuren. Es könnte gut das Instrument der Stuttgarter oder Meißener Stadtpfeifer gewesen sein, die noch bis in 19. Jahrhundert Zink gespielt haben.

Eine Kopie spielt in a'= 450 Hz, daraus lässt sich mit geringer Modifikation ein Instrument in a'= 440 Hz bauen

in a'= 450 Hz
- Buchsbaum, Büffelhorn

Hetsch 1840

Datiert auf das Jahr, in dem G. Kastner die Stuttgarter Stadtpfeifer noch Zink und Posaune hat spielen hören, haben wir hier ein Instrument mit einem eher flötenartigen Klang, das mit einer Klappe für das cis versehen ist. Eine Kopie spielt ca. in 450 Hz, eine Skalierung nach a'= 440 oder 430 Hz ist gut möglich.

in a'= 450 Hz
- Buchsbaum, Büffelhorn, Messingklappe

Gerader (Alt-)Tenorzink

Das Instrument ist im Katalog des GNM bei den Doppelrohrinstrumenten als unsachgemäß restaurierter Altpommer einklassifiziert. Röntgenuntersuchungen und die äußere Erscheinungsform zeigen, dass das Instrument das Werk zweier Bauer ist. Möglicherweise wurde ein angefangener stiller Zink verlängert.

Gutes tiefes F, spielt über mehr als zwei Oktaven.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Ahorn, Messingklappe

Die Preise für die Instrumente können Sie der aktuellen Preisliste entnehmen.