Generelles zu den Schalmeien

SchalmeienWährend meiner Tätigkeit bei der Forschungsgruppe "Instrumente des Freiberger Domes" der Universität Leipzig baute ich meine ersten Schalmeien, die bei Konzerten der "Musica Freybergensis" und auf der CD-Aufnahme "Wenn Engel musizieren" – Raumklang RK 2404/5 ihre Anwendung fanden.

In der Folge kopierte ich Instrumente, die eine direkte Beziehung zu diesen Instrumenten haben: den Diskantpommer aus Berlin und das damit nah verwandte Instrument aus Leipzig. Mit den Freiberger Instrumenten haben wir die mir bekannten ersten Schalmeien in der Hand, die in c gestimmt sind und den Ausgangspunkt darstellen für die Entwicklung von Instrumenten, die weitere Einsatzmöglichkeiten qua Klang und Tonvorrat haben als die klassischen Schalmeien des 16. Jahrhunderts. Ich habe diese Suche in Richtung "Modern" mit Kopien von Instrumenten von Richard Haka und Jakob Denner fortgesetzt.

Dabei konnte ich ein Instrument, das im Germanischen Nationalmuseum als Zink geführt wird, als Doppelrohrinstrument des 17. Jahrhunderts identifizieren (s.u.). Letztlich habe ich in Fortsetzung der Arbeit von John Hanchet die mir zugänglichen Schalmeien des 16. Jahrhunderts kopiert. Schrittweise habe ich aus diesen Kopien im Dialog mit meinen Kunden feste Modelle herauskristallisiert.

Aus den Instrumenten aus Brüssel, Wien, Salamanca habe ich zwei ausgewählt, die ich als meine Standardmodelle betrachten möchte.

Renaissance Schalmei in d

Als Basis habe ich das Instrument SAM 189 aus Wien gewählt. Eine Kopie spielt ca. in a'= 465 Hz. Mit längerer Hülse, größerem Rohrblatt und minimalen Modifikationen bei den Grifflöchern ist das Instrument in a'= 440 Hz sehr gut spielbar. Sollten Sie die Intention haben, das Instrument in beiden Stimmtonhöhen zu gebrauchen, empfehle ich die Kopie und extra Hülsen und Rohrblätter.

in a'= 465 Hz und a'= 440 Hz
- Bergahorn, Feldahorn

Renaissance Schalmei in c

Ich habe das tiefste der Brüsseler Instrument genommen und nach a'= 440 Hz skaliert. Zur Vollständigkeit sei angemerkt, dass das Instrument in c gut auch in a'= 465 Hz zu bauen ist.

in a'= 465 Hz und a'= 440 Hz
- Bergahorn, Feldahorn

Schalmei Freiberg in c

Während die klassische Schalmei des 16. Jahrhunderts grundsätzlich in d stand, ein Umstand dessen Nachteile für die Ensemblebildung M. Praetorius beleuchtet hat, setzt am Ende des 16. Jahrhunderts offensichtlich eine "Modernisierung" der Doppelrohrinstrumente ein. Das erste mir bekannte Instrument, das von der d-Stimmung abweicht und klanglich flexibler ist, ist der Freiberger Typus, der 1593 gebaut wurde. Die Originale legen uns nahe, dass eine diatonische Skala in D-Dur als Grundstimmung intendiert war. Geringe Modifikationen an den Lochpositionen lassen ein Instrument entstehen auf dem die um 1600 gebräuchlichen Halbtöne gut spielbar sind.

Kopien der drei Freiberger Schalmeien spielen alle mit geeignetem Rohrblatt und ohne Windkapsel als c-Instrument in a'= 465, 460 Hz. Eine Skalierung nach a'= 440 Hz ist gut möglich.

in a'= 465, 460, 440 Hz
- Feldahorn, Mehlbeere, Speierling

Diskantpommer Berlin in c

Dies Instrument aus dem Naumburger Set stellt die konsequente Weiterführung oben genannter Entwicklung dar. Das Instrument wird vom Museum auf Beginn des 17. Jahrhunderts datiert, hat eine geringfügig engere Bohrung als das Freiberger Instrument und eine Klappe für das c.

in a'= 465, 460, 440 Hz

- Ahorn, Feldahorn, Speierling

Diskantpommer/Deutsche Schalmei Leipzig 1301

Das Instrument ist baulich dem vorgenannten sehr ähnlich. Es erscheint weniger robust, klanglich jedoch feiner.

in a'= 465, 440 Hz
- Speierling, Pflaume (gegen Aufpreis)

Musette 17.Jahrhundert in c

Im GMN Nürnberg ist ein hübsches Instrument als gerader Zink aus dem 17. Jahrhundert einklassifiziert. Dies Instrument muss bei genauer Analyse des Bohrungverlaufes ein Doppelrohrinstrument sein und entspricht dem französischen Typ einer Volksoboe. 2 Oktaven Umfang, Dominanz der oberen Oktave.

in a'= 440, 414 Hz

- Pflaume, Büffelhorn

Deutsche Schalmey Haka/ Den Haag, Diskant

Ein Standardmodell einer Deutschen Schalmey aus dem 17. Jahrhundert. Das Instrument spielt über mehr als 2 Oktaven, am besten mit einem Schalmei-Rohr weniger gut mit Oboenrohren.

in a'= 440, 414 Hz
- Mehlbeere, Buchsbaum (gegen Aufpreis)

Mittelalterliche Schalmeien

Leider haben wir keine originalen mittelalterlichen Instrumente zur Verfügung, die wir kopieren könnten. Aus der Ikongraphie und Traktaten können wir schlussfolgern, dass es sowohl eng gebohrte , leise Instrumente (douçaine) als auch laute gegeben haben muss. Wir können vermuten , dass bei der Entwicklung der mittelalterlichen Schalmeien eng gebohrte konische Instumente wie der phrygische Aulos oder weitgebohrte wie die Zourna als Inspiationsquellen gedient haben.

Sopraninstrumente in c oder d baue ich in der äußeren Form orientiert an:
- Memling (sehr eng, Rohr Oboentyp)
- Virdung (mittlere Konizität, Standard Schalmei-Rohr)
- Zourna (europäische Skala, Standard Schalmei Rohr oder Gralla-Rohr)

Alt- und Tenor- Instrumente sind in der Form an Virdung angelehnt, qua Bohrung enger als Renaissance- Instrumente.

Die Preise für die Instrumente können Sie der aktuellen Preisliste entnehmen.